Arbeiten wir bald alle nur noch vier Tage? ⏰

Oder ist die 4-Tage-Woche ein faules Versprechen?

Es geht nicht darum, weniger zu arbeiten. Es geht darum, klüger zu arbeiten.

Tim Ferris

Arbeiten, um zu leben oder leben, um zu arbeiten?

Spätestens nach dem Lesen meines Buchs solltest du wissen, dass Arbeit mehr sein darf als ein geregelter 40 Stunden Job im Büro. “Es gibt Menschen, die Teilzeit, vier Tage in der Woche, vier Stunden pro Tag oder in abwechselnden Wochenrhythmen arbeiten.” ist ein Zitat von Seite 18.

Gleichzeitig gibt es auch Menschen, die neue Arbeitsmodelle ausnutzen und es somit ihren Führungskräften schwerer machen, Neuerungen im Unternehmen einzuführen.

Daher ist es umso wichtiger, dass es Studien gibt, die untersuchen, ob sich Neuerungen lohnen oder nicht und Unternehmen so entscheiden können, ob sie sie einführen. Denn nur, weil sich Neuerungen für viele lohnen, muss das noch nicht auf jedes Unternehmen zutreffen.

Daher widme ich die heutige Ausgabe der Frage:
Ist die 4-Tage-Woche Revolution oder Illusion?

Ich persönlich bin übrigens nicht überzeugt von ihr aber dazu mehr im Podcast.

Viel Spaß beim Lesen!

Um zu beurteilen, wie das Prinzip 4-Tage-Woche funktioniert, lass uns doch mal einen Blick auf bereits durchgeführte Testphasen machen. Diese gab es nämlich schon in diversen Ländern:

Neuseeland/Australien
Unilever startete 2021 einen 18-monatigen Pilot in Neuseeland mit einer verkürzten Woche für die Belegschaft. Nach ermutigenden Resultaten (u.a. Umsatzwachstum) weitet der Konsumgüterriese das Modell nun auf die australischen Niederlassungen aus.

Island
In Island fand ein mehrjähriges Experiment mit verkürzten Wochenarbeitszeiten statt, das oft als Beleg für die Machbarkeit zitiert wird. Über 2.500 Beschäftigte reduzierten ihre Wochenstunden auf 35–36 (statt 40) bei vollem Lohn. Die Resultate waren laut Auswertungen überwältigend positiv.

Großbritannien
In dem genannten Pilot nahmen ~2.900 Beschäftigte aus 61 Unternehmen teil. Gearbeitet wurde nach dem 100-80-100-Prinzip (100% Lohn, 80% Zeit, 100% Leistung) über 6 Monate. Die Auswertung durch Forscher der Universität Cambridge, Boston College und des Thinktanks Autonomy ergab beeindruckende Resultate: 39% der Mitarbeiter berichteten von weniger Stress und 71% von geringerem Burnout-Empfinden.

Deutschland
Die PSD Bank Braunschweig hat die 4-Tage-Woche eingeführt – die Ergebnisse sind positiv. 75 % der Mitarbeitenden sagen, ihre Work-Life-Balance hat sich verbessert. 85 % würden weiterhin die 4-Tage-Woche wählen, wenn sie die Wahl hätten. Die Krankheitstage haben sich im Vergleich zum Vorjahr fast halbiert.

Japan
Microsoft Japan schloss im August 2019 an jedem Freitag das Büro, bezahlte den freien Tag voll und verkürzte Meetings rigoros. Das Ergebnis war ein Produktivitätssprung von ~40% im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig sanken die Kosten – etwa wurden 23% weniger Strom verbraucht und fast 60% weniger Seiten gedruckt.

Samantha Jones Wow GIF by Max

Die 4-Tage-Woche ist längst nicht mehr nur ein Experiment und im letzten Jahr wurde sie bereits von mehreren Unternehmen mit Hilfe einer groß angelegten Studie getestet. Die Uni Münster hat wichtige Erkenntnisse veröffentlicht und auch die PSDD Bank Braunschweig (kennst du aus Folge 66) ist ein Best Practice für die erfolgreiche Einführung.

In der aktuellen Podcast-Folge teile ich die Studien-Ergebnisse:

  • 85 % der Mitarbeitenden wollen nicht mehr zurück zur 5-Tage-Woche

  • Krankheitstage fast halbiert – weniger Stress, mehr Erholung

  • Produktivität steigt bei 65 % der Befragten

Doch dann gibt es die andere Seite…

Ich habe schon angekündigt, dass ich der 4-Tage-Woche kritisch gegenüberstehe. Sie wird als Allheilmittel verkauft, dabei geht sie nicht auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden ein, die New Work eigentlich in den Fokus rücken möchte.

Gewonnene Flexibilität durch einen Tag weniger arbeiten?
Der Überzeugung bin ich nicht, denn Flexibilität bedeutet, Selbstbestimmung über Arbeitszeiten, Wahlfreiheit statt Einheitslösung, ortsunabhängiges Arbeiten, Ergebnisorientierung statt Präsenzkultur und Vertrauen statt Kontrolle.

Ist es dennoch gut, dass es sie gibt? JA, JA, JA!
Denn sie ist immerhin eine Innovation und kann Türen für vieles mehr öffnen. Schauen wir uns daher zum Abschluss der heutigen Ausgabe Vor- und Nachteile an:

VORTEILE

1. Mehr Produktivität
Studien zeigen, dass kürzere Arbeitszeiten die Produktivität nicht senken – im Gegenteil: Weniger Stress und klarere Arbeitszeiten erhöhen die Effizienz. Microsoft Japan verzeichnete nach der Einführung der 4-Tage-Woche einen Produktivitätssprung von 40 %.

2. Bessere Work-Life-Balance
Weniger Arbeitstage = mehr Zeit für Familie, Freunde, Hobbys und Erholung. Die Krankheitsquote sank in vielen Unternehmen deutlich. In Großbritannien ging die Anzahl der Krankentage nach einem Pilotprojekt um 65 % zurück.

3. Höhere Mitarbeitendenbindung
Unternehmen wie Kickstarter berichten von sinkender Fluktuation und steigender Loyalität – ein starker Faktor im „War for Talent“.

4. Fokus auf das Wesentliche
Weniger Zeit bedeutet oft, dass unnötige Meetings und Ablenkungen reduziert werden – die verbleibende Zeit wird effizienter genutzt.

NACHTEILE

1. Schwierige Umsetzung in bestimmten Branchen
In Produktion, Pflege oder Gastronomie ist eine Verkürzung der Arbeitszeit oft kaum umsetzbar – entweder fehlt das Personal, oder die Betriebszeiten lassen keine Reduktion zu.

2. Steigende Kosten für Unternehmen
Eine Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich erhöht die Kosten pro Stunde – das könnte insbesondere kleinere Unternehmen belasten.

3. Mehr Druck auf die Mitarbeitenden
Weniger Zeit = mehr Effizienz? In der Theorie klingt das gut, in der Praxis führt es oft zu höherem Arbeitsdruck – vor allem, wenn die Arbeitsmenge gleich bleibt.

4. Produktivitätssteigerung nicht garantiert
Nicht jede Arbeit lässt sich effizienter erledigen – gerade kreative oder koordinierende Tätigkeiten benötigen oft Zeit und Raum.

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